allegro

Hintergründe

 

Warum ist das alles so?

Muss man wissen, was dahinter steckt?

 

Ist nicht eine Software einfach out, die nicht alle Funktionen intuitiv erfassbar und durch wenige Mausklicks erreichbar macht, und für die man sogar manchmal noch ein Systemhandbuch benötigt?

 

Man muss wohl nüchtern feststellen, dass komplexe Werkzeuge ohne Kenntnisse und ohne Einarbeitung nicht angemessen genutzt werden können. Dies gilt auch für Windows im Allgemeinen, für Word und Excel im Besonderen, auch wenn es nicht jedem bewusst wird und die Industrie diese Erkenntnis nicht fördert. Aber das ist hier nicht das Thema.

 

Zuerst eine allgemeine Bemerkung. Bibliotheken sammeln und bewahren das aufgezeichnete Wissen der Welt aus allen Zeiten und Regionen und zu allen Themen und machen es verfügbar. Zu erwarten, das könne ganz einfach sein oder eine Maschine könne es fast vollständig erledigen, ist naiv. Und wer die Mühe scheut, sich Kenntnisse anzueignen, wer lieber mit einer Black Box arbeiten will, kann kein mündiger Anwender werden, sondern wird abhängig bleiben und die Software (jede Software) nur zu einem Bruchteil nutzen können. Er lebt sogar gefährlich, denn ein Minimum an Kenntnissen über Daten und Dateien muss einfach jeder haben, der einem Computer irgendetwas Wichtiges anvertraut. Was Daten und Dateien eigentlich genau sind, können wir in diesem Text nicht von Grund auf vermitteln! Wer sich da unsicher ist, sollte unbedingt zu einem einschlägigen Lehrbuch greifen, z.B. so etwas wie "PC für Dummies" (gar kein schlechtes oder albernes Buch übrigens).

 

In diesem Text wird ein Versuch gemacht, die datentechnischen Grundlagen von allegro-C in neuer Weise zu vermitteln. Wer bereits als "Nur-Anwender" mit dem System arbeitet, hat sicher dabei den einen oder anderen Aha-Effekt, aber auch Systemverwalter, die nur mit anderen Datenbanken vertraut sind und  allegro als exotisch empfinden, können hoffentlich profitieren.

Zielgruppe dieses Textes sind ungefähr alle, denen das Wort "Parametrierung" noch nicht viel sagt. Nicht alles wird "ankommen" oder "hängen bleiben", aber wer wird das bei solcher Materie erwarten. Auch wenn die Windows-Programme sehr viele Funktionen an der Oberfläche auf Mausklicks reduzieren, ist ein Wissen um einige Hintergründe immer noch sinnvoll und nützlich.

Wer allerdings noch unsicher ist, was denn Daten wirklich sind und aus was Dateien eigentlich bestehen, und was für Dateien es im allegro-System gibt, für den gibt es noch eine voraussetzungsarme Einführung, die man vorher lesen sollte.


Daten kann man nicht sehen, das ist das Problem.

Sonst wäre es viel leichter, darüber zu reden.

Aber man sieht sie doch auf dem Bildschirm? Da sieht man nur Leuchtspuren eines kompliziert herumschwirrenden Elektronenstrahls, weiter nichts, hervorgerufen durch den Ablauf von Programmen. Das sind nicht die Daten.

 

Das Bild, das man auf dem Schirm erblickt, das  ist  also nicht die Datenbank. Das Bild wird gezeichnet von einem Programm, das auf die Datenbank zugreift. Das Bild auf dem Windows-Schirm (Programme a99 oder alcarta) sieht ganz anders aus als das DOS-Bild (Programm PRESTO; wählen Sie einmal den Menüpunkt "Datei / DOS-Programm", wenn Sie es noch nie gesehen haben).  Hier ein Beispiel, wie ein Datensatz auf dem dem Katalognutzer erscheinen könnte:

 

         Schulz, Klaus-Peter:                                    Signatur: RM 31

 

         Kurt Tucholsky in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten / Klaus-Peter Schulz. - 36.-43. Tsd.

            Reinbek : Rowohlt, 1964. - 184 S.

         (Rowohlts Monographien ; 31)

         Pers.Schlagw.: Tucholsky, Kurt

 

Die DOS-Version und die Windows-Version, das sind jedoch nicht zwei verschiedene Datenbanken! Es sind nur zwei verschienene Programme, die auf den Bildschirmen gleichzeitig unterschiedliche Bilder vom selben Objekt (von denselben Daten) erscheinen lassen.

Noch anders gesagt: die Daten sind nicht irgendwie im Programm gespeichert oder damit fest verbunden (auch solche Ansichten hat man schon gehört!), sie stehen in Dateien, die von den Programmen völlig getrennt sind. Eben deshalb können ja verschiedene Programme gleichzeitig zugreifen. Deshalb kann man auch eine neuere Programmversion einfach über die alte kopieren, ohne den Daten zu schaden.

Was  ist  nun aber wirklich gespeichert in den Dateien der Datenbank? Im Fall unseres Beispiels sieht das ganz anders aus als das Bild oben:

20 Kurt Tucholsky in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten

40 Schulz, Klaus-Peter

31p_tucho

71 36.-43. Tsd.

74 Reinbek

75 Rowohlt

76 1964

77 184 S.

85 Rowohlts Monographien ; 31

90 RM 31

 

Das ist ein Datensatz im internen "Format". Mehr wurde nicht eingegeben und mehr steht da nicht drin, auch unter Windows nicht. Das ist also nichts weiter als eine Zeichenfolge, die durch einige Nummern unterteilt ist. Diesen Datensatz können Sie in der Demo-Datenbank besichtigen.

 Eine Besonderheit: Im Feld 31p (Personenschlagwort) steht "_tucho". Das ist eine Verknüpfung zu einem Namensstammsatz, in dem der tatsächliche Name steht: "Tucholsky, Kurt".

Statt des Kürzels "_tucho" könnte da auch eine Nummer stehen. Unten im Anzeigebild sieht man, wie das Programm diesen Namen automatisch einblenden kann; gespeichert ist er nur im Stammsatz.

Ein Datensatz ist keine Datei, sondern er steckt (bei allegro) zusammen mit vielen anderen Datensätzen in einer Datei - so wie ein Katalogzettel mit vielen anderen in einer Schublade oder ein Formular mit vielen anderen in einem Ordner. Die Schublade oder der Ordner, das ist die Datei. (Im Englischen ist das leichter zu verstehen: das Wort "file" bedeutet sowohl "Datei" wie auch "Ordner", aber auch immer noch "Kartei".)

Man sieht vom Datensatz aber eben normalerweise andere Bilder, siehe das Beispiel oben.

Oder man sieht z.B. eine Zeile im Register:

   1  kommunale sozialpolitik in vergleichender perspektive
   1  konfliktverarbeitung und staatsstruktur
   1  kontaminationssensibilitaet wasserwirtschaftlich wichtiger grundwasser

   1  kurt tucholsky in selbstzeugnissen und bilddokumenten
   1  laermmesspraxis
   1  landwirtschaft
   1  language of shakespeare
   1  lebenswege von frauen im ancien regime

Auch dies machen alles nur die Programme. Diese Bilder sehen sehr viel anders aus als der Datensatz mit den Nummern, deshalb fragt man sich am Anfang doch, wo sie herkommen. Wie "weiß" das Programm, dass bei der Nummer 85 ein Serientitel steht? Wie weiß es, wo dieser in den anderen Bildern hingehört, und dass er in Klammern gehört - denn z.B. die Klammern stehen gar nicht drin im Datensatz? Wie kommen die Eintragungen in den Registern zustande? Sind diese Einzelheiten alle fest in ins Programm eingebaut? Keineswegs, und das ist jetzt sehr wichtig: Die Programme, ob DOS oder Windows, "wissen" solche Dinge überhaupt nicht. Die Programme können aber gewisse Vorschriften ausführen, in denen z.B. steht, dass die Nummer 85 "Serientitel" bedeutet und dass dieser im Anschluss an die Nummer 77 (die bedeutet "Umfangsangabe") ausgegeben werden muss, auf neuer Zeile und in runden Klammern.

 

Wir müssen daher drei verschiedene Dinge auseinanderhalten:

1.     Die eingegebenen Daten  (Datensätze in Form von Listen mit numerierten Angaben, siehe oben)

2.     Die Programme, die darauf zugreifen und verschiedenste Bilder davon anzeigen: mal mit, mal ohne die Nummern! Auch ein Register ist nur ein Bild, das Teile von Datensätzen zeigt, und nicht die Sätze selbst.

3.     Vorschriften, die den Programmen sagen, wie sie das alles machen sollen. Weil sie das von selber nicht können.

 

Die Programme sind also neutral. Mit den nackten Datensätzen allein können die Programme nichts anfangen, sie brauchen die Vorschriften dazu, und jede Datenbank kann ihre eigenen Vorschriften haben. So ist es möglich, dass mit denselben allegro-Programmen Datenbanken betrieben werden, die ganz verschieden aussehen, bis hin zu Daten mit chinesischen und japanischen Schriftzeichen, obwohl die allegro-Entwickler von diesen Sprachen nichts verstehen.

Die Vorschriften sind das wahre Geheimnis des Systems, das wichtigste Konzept von allegro : erst dadurch wird es flexibel.

 

Für Systemleute: hinter oder unter allegro steckt kein relationales Datenbanksystem, sondern es ist ein eigenes, andersartiges Konzept.

Jedes Datenbanksystem verfügt über ein System von Vorschriften für den Umgang mit konkreten Daten, nur werden sie nie "Vorschriften" genannt, auch bei allegro nicht. Man findet die verschiedensten Namen, z.B. "Syntaxtabellen" oder "Skripte" oder "Schablonen" oder "Parameter". Nur nicht "Vorschriften", obwohl das ein genau passendes Wort wäre.

 Eine allegro-Datenbank braucht mehrere Arten von Vorschriften:

 1.     Für die Datenstruktur : die Konfiguration, das ist eine Datei vom Typ CFG; darin steht hauptsächlich, welche Felder ein Datensatz haben kann. Die meisten Anwender benutzen die Konfigurationsdatei  A.CFG  (oder $A.CFG). In der Konfiguration steht aber nichts über die Register oder über die Bildschirmanzeige, das machen andere Vorschriften:

Die anderen drei Arten von Vorschriften müssen natürlich auf die Konfiguration abgestimmt sein:

2.        Datenausgabe: solche Vorschriften heißen Exportparameter. Dazu gehört auch die Bildschirmanzeigevon Datensätzen, wie oben zu sehen. Solche Dateien sind vom Typ .APR, wenn man A.CFG verwendet, vom Typ .BPR, wenn man B.CFG verwendet, usw. Will man eine anders gestaltete Anzeige, muss man sich also um die Anzeigeparameter kümmern.

3.     Register: Vorschriften für den Index heißen Indexparameter und stehen in einer Datei vom Typ .API (bzw. .BPI, wenn man B.CFG verwendet, usw.) Darin steht, was für Register die Datenbank haben soll, welche Datenfelder indexiert werden sollen, und alle Einzelheiten, wie das gemacht werden soll. Will man anders gestaltete Register, muss man sich also um die Indexparameter kümmern.

4.     Fremddaten-Umwandlung: Für jedes Fremdformat braucht man eine eigene Vorschrift, die man Importparameter nennt. Das sind Dateien vom Typ .AIM (bzw. .BIM, wenn man B.CFG verwendet, usw.)

 Jetzt schwirrt Ihnen der Kopf?

Das ist doch alles viel zu abstrakt? Dann müssen wir uns eine Abschweifung leisten. Vielleicht wird es mit einem Denkmodell klarer, das ohne Computer auskommt. Das Modell arbeitet mit besonderen Formularen. Eine leeres Formular sieht so aus:

 

Feld         W  Inhalt

____________ ___ ____________________________

____________ ___ ____________________________

____________ ___ ____________________________

____________ ___ ____________________________

____________ ___ ____________________________

____________ ___ ____________________________

____________ ___ ____________________________

____________ ___ ____________________________

                                          

 In die Spalte links trägt man Feldbezeichnungen ein, in die ganz schmale Spalte kommt eine Wiederholungsziffer, wenn ein Feld mehrfach auftritt, um es von anderen, gleichnamigen Feldern zu unterscheiden. Man beachte: vorgedruckt ist nichts, und zwar damit man die Felder alle ausnutzen kann. Ein Formular mit fest vorgegebenen Feldern hätte in der Praxis immer irgendwelche leeren Felder, weil nicht jedes Datenfeld jedesmal gebraucht wird, viele sogar sehr selten! Ein ausgefülltes Formular sieht so aus: (Mehrfachbelegung kommt hier nur bei "Verf." vor)

 

IdNr                 123456   
Titel                Die Geschichte der Shakespeare-Rezeption             
Verf.                Steiger, Klaus-Peter          
Verf.        2       Günther, Alfred    
Ort                  Stuttgart               
Verlag               Kohlhammer         
Jahr                 1987       
Umfang               230 S.     
Serie                Sprache und Literatur ; 123         
ISBN                 3-17-009426-2

Sign.                SH-4321  

Für Systemleute: hier liegt ein ganz großer Unterschied zu relationalen Datenbanken; die haben feste, vorgedruckte Formulare, Tabellen mit vielen Spalten. Abgesehen vom Platzverbrauch hat man dabei immer große Probleme mit Feldlängen, mit selten belegten Feldern, Mehrfachfeldern, interner Struktur von Feldern u.a., aber auch mit der Indexierung von Feldbestandteilen und Stichwörtern. Für allegro alles kein Thema, denn es ist von Grund auf anders konzipiert.

 

Ein anderes Formular könnte so aussehen: (hier ist "Schlagwort" dreifach belegt)

 

IdNr.                987654   

Titel                Das Zeitalter der Extreme : Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts        

Original             The age of extremes : The short twentieth century 1914-1991               

Verf.                Hobsbawm, Eric

Übers.               Badal, Yvonne 

Ort                  München             

Verlag               Hanser  

Jahr                 1995       

Schlagwort           Zeitgeschichte 20. Jahrhundert          

Schlagwort     2     Kalter Krieg         

Schlagwort     3     Weltgeschichte   

Umfang               783 S.     

Sign.                GE-5678 

 

Man sieht: es können unterschiedliche Felder auftreten, es bleibt aber kein Feld leer, höchstens am unteren Ende; das kostet in der Realität keinen Speicherplatz. Die Feldbezeichnungen nennen wir kurz "Kategorien".  Der Ordnung halber müssen wir uns eine Liste der erlaubten Kategorien aufstellen; ein sehr wichtiges Dokument.

Aber halt! Man merkt sehr schnell: es kostet unnötig Platz, immer die Feldbezeichnungen im Klartext hinzuschreiben, außerdem erschwert es die Benutzung durch Personen, die nicht Deutsch können. Eleganter ist es, schlichte Nummern zu verwenden. Dann könnte das zweite Formular so aussehen, wenn man z.B. 20 für "Titel", 74 für "Ort" festlegt usw.:

 

00        987654   

20        Das Zeitalter der Extreme : Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts        

22        The age of extremes : The short twentieth century 1914-1991               

40        Hobsbawm, Eric

47        Badal, Yvonne 

74        München             

75        Hanser  

76        1995       

31        Zeitgeschichte 20. Jahrhundert          

312      Kalter Krieg     

313      Weltgeschichte  

77        783 S.     

90        GE-5678 

 

Man hat nun weniger zu schreiben und braucht weniger Platz, aber keinen Verlust an Präzision.

In unsere Liste der erlaubten Kategorien schreiben wir die Bedeutung dieser Nummern. Dann braucht man nur die Liste zu übersetzen, damit anderssprachige Nutzer mit dem Katalog umgehen können.

Dieser Punkt, nebenbei gesagt, stößt Datenbankleuten immer besonders sauer auf, besonders wenn sie auf XML eingeschworen sind. Es ist aber so, dass die Nummern, die man erfahrungsgemäß schnell lernt, eine unschlagbar kurze, effiziente Sprache bilden, mit der sich Katalogisierer viel besser und präziser verständigen können als mit verbalen Bezeichnungen. Als Programmierer ist man ebenfalls froh, z.B. nur #22 schreiben zu müssen als jedesmal "UniformTitle" oder sowas.
Die Liste der erlaubten Kategorien enthält auch Angaben, welche Nummern mehrfach auftreten dürfen, wie z.B. 40 oder 31, und andere Angaben. Um einen Begriff zu haben, wollen wir die Liste Konfiguration nennen, und sie könnte ungefähr so aussehen: (die vollständige Liste findet man in der Konfigurationsdatei $A.CFG)

#00 "Identifikationsnummer"

#20 "Titel"M

#30 "Nebentitel"

#22 "Originaltitel (Einheitstitel)"

#31 "Schlagwort"

#40 "Verfasser"M23

#41 "Herausgeber"M2

#47 "Übersetzer"

#74 "Erscheinungsort"

#75 "Verlag"

#76 "Erscheinungsjahr"

#77 "Umfangsangabe"

#85 "Serie"▼M2

#90 "Signatur"

M23 bedeutet, es können ein zweites und ein drittes Feld vorkommen und in die Wiederholungsspalte muss dann 2 bzw. 3; ein schichtes M heißt aber: keine Wiederholung möglich (Wiederholungszeichen dann 2,3,...., A,B,C,...).

Gar keine Angabe mit M heißt aber: beliebige Wiederholung möglich (Beispiel ist hier #20)!

Was soll das Zeichen #? Es ist praktisch, die Nummern mit einem besonderen Zeichen zu markieren, damit man es in jedem Zusammenhang sofort erkennt, wenn von diesen Nummern die Rede ist. Meistens wird dazu das Doppelkreuz # benutzt. (Daher kommt es übrigens, dass das allegro-Logo ein großes Doppelkreuz ist.)

Warum sollte man diese Dinge so penibel genau vorgeben? Dazu kommen wir jetzt.

Wir stellen uns dazu mal vor, wir hätten zwar keinen Computer, aber dafür billiges, fleißiges, jedoch nicht besonders intelligentes Personal. Der ideale Bibliotheksknecht kann lesen, abschreiben und alphanumerisch sortieren (Zeichen für Zeichen), braucht aber vom Inhalt der Bücher nichts zu verstehen. Er muss nur Vorschriften ausführen können. Diese Vorschriften müssen einfach deshalb sehr genau sein, damit er nichts falsch machen kann, auch wenn er vom Sinn der Dinge nichts kapiert.

Der Betrieb läuft dann so: wir schreiben selber die Formulare, aber alles andere sollen die Knechte machen. Sie sollen die Formulare schlicht in der Reihenfolge der Nummern in Ordnern (= Dateien) abheften. Zum Benutzen des Katalogs wollen wir nicht immer in den Raum wandern müssen, wo dieser steht. Die Knechte sollen uns jedes Mal diejenigen Blätter heraussuchen und bringen, die von Interesse sind. Was wir dafür nur brauchen, sind gute Register. Im Register sollen die Nummern der Blätter stehen, so dass ein Knecht dann diese Seiten holen kann.. Oder noch besser (der Mann ist ja billig): er soll die Blätter lieber drin lassen (denn sonst könnte in der Zwischenzeit jemand anders sie nicht finden, und man müsste sie jedes Mal zurücksortieren) und soll nur diejenigen Einzelheiten abschreiben, die wir dann brauchen.

Wir müssen für unsere Knechte also mindestens zwei Vorschriften ausarbeiten: eine für das Anlegen der Register und eine für das Aufschreiben der Einzelheiten, die wir jeweils sehen wollen, wenn wir einen Auftrag geben, etwas aus dem Katalog zu holen. Diese Vorschriften können, weil wir das Nummernschema haben, sehr einfach und trotzdem präzise aussehen, d.h. wir müssen nicht viele Worte machen. Genügen würde eine Liste wie zum Beispiel diese: 

|1="Personennamen"                                  Das bedeutet: Register 1 hat den Titel "Personennamen"
|4="Titel"
|3="Schlagwörter"
|6="Verlage"
#20 "|4"                    
das heißt: sortiere den Inhalt von #20 ins Register 2
#22 "|4"                                         und den von #22 ebenfalls

#31. "|3"                                                 #31. heißt: wenn mehrere #31 vorkommen, alle gleich behandeln

#40. "|1"                                        genauso geht's mit der #40 und Register 1

#47 "|1"

#41. "|1"

#75 "|6"

Statt "Registervorschrift" können wir auch sagen: Indexparameter. Die meisten Anwender nutzen die Index-Parameterdatei CAT.API. Da steht allerdings SEHR viel mehr drin, denn es gibt sehr viele Sonderwünsche für die Register. Beispielsweise soll bei Titeln der Artikel am Anfang wegfallen! Dazu muss in der Vorschrift stehen:

#20 u "|4"          (Das  u  ist der Befehl "Artikel weglassen". Mehr dazu siehe unten.)

 

Und nun zur Vorschrift für die Titelaufschreibung, oder vornehmer: Anzeigeparameter:

#40 P": "
#20
#41 p" / hrsg. von: "
#47 p" (übers. von:" P")"
#74 C
#75 p" : "
#76 p", "
#77 p". - "
#31 C p"Schlagwort: "
#90 C p"Signatur: "

 

Der Knecht weiß, wie man diese Vorschrift lesen muss: die hier angegebenen Kategorien sollen in dieser Reihenfolge vom Formular abgeschrieben werden, also

#40, #20, #22, ....

Dabei soll er noch ein paar verschlüsselte Regeln anwenden: C bedeutet "neue Zeile", p"`:`"  heißt, dass vordas Element die Interpunktionszeichen "`:`" zu setzen sind, und  P")"  bedeutet., es soll eine Klammer dahinter. (Das kleine p soll heißen "davor", das große P heißt "dahinter"!) 

Dann kommt für das zweite Beispiel folgendes heraus:

 

Hobsbawm, Eric: Das Zeitalter der Extreme : Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts (übers. von Badal, Yvonne)

München : Hanser, 1995. - 783 S.

Schlagwort: Weltgeschichte 20. Jahrhundert

Signatur: GE-764

 

Solche Vorschriften könnte sogar ein Gehilfe ausführen, der überhaupt nicht richtig lesen, sondern der nur Buchstaben und Ziffern vergleichen und kopieren kann. (Wie z.B. ein Computer.)

 

Solche Vorschriften, das ist ein weiterer ganz großer Vorteil, können leicht geändert werden, ohne dass man die Daten oder die Formulare ändern muss.

 

Warum hat nie eine Bibliothek in dieser Weise gearbeitet? Weil menschliche Arbeitskraft dafür eben doch immer zu teuer und zu langsam war. Mit Computern aber kann man genau so (aber auch kaum anders) arbeiten, denn ihre Leistung ist konkurrenzlos billig. Und Zeichen vergleichen, kopieren und sortieren können sie astronomisch schnell - mit Verständnis lesen dagegen überhaupt nicht. Deshalb sind die hübsch einfach aussehenden Vorschriften in Wirklichkeit noch nicht genügend genau. Etwa die Vorschrift, die Titel ins Register 4  zu sortieren. Dabei würde der Titel "Das Zeitalter der Extreme" unter D landen, ziemlich weit weg von Z, wo man ihn gewohnheitsmäßig suchen würde. Eine Vorschrift "Artikel übergehen" kann man für Knechte ohne höheres Sprachverständnis aber nicht formulieren, zumal manchmal ein wie ein Artikel aussehendes Wort gar kein Artikel ist. Hier hilft nur, die Daten von vornherein genauer aufzuschreiben, und zwar den Artikel eindeutig zu kennzeichnen. Wenn man das so macht:  ¬Das¬ Zeitalter der Extreme, dann kann weder ein Knecht noch ein Computer etwas falsch machen, wenn man ihm sagt: was zwischen ¬...¬ eingeschlossen ist, wird nicht mitsortiert! In der Kurzschrift der Parameter sieht das dann so aus (das 'u' ist die Anweisung, die Teile zwischen ¬...¬  wegzulassen):  

 

#20 e" : " u p"|4" .

 

Hier ist gleich noch eine Vorschrift eingebaut: die Angabe e" : "  bedeutet: Ende der Registerzeile bei  "Spatium Doppelpunkt Spatium". Der Titelzusatz soll also nicht mit ins Register, nur der Haupttitel.

Diese wenigen Überlegungen lassen erahnen, dass man die Vorschriften für die Register, aber auch für die Anzeige, noch stark erweitern muss, wenn alle Eventualitäten berücksichtigt werden sollen. Nicht nur bei allegro, sondern bei jedem System, das mit Bibliotheksdaten hantiert, findet man irgendwo solche Vorschriften; manchmal sind sie sehr verborgen und unzugänglich, aber es muss sie geben. Die Beispiele oben sind formuliert in der sog. Exportsprache des allegro-Systems; diese Sprache gilt natürlich nur für allegro.

 

Zum Abschluss drei Verständnisfragen, die Sie jetzt leicht beantworten können:

Was ist zu tun,

 

  1. wenn man ein neues Datenfeld braucht, an das bisher nicht gedacht worden war?
  2. wenn die Anzeige der Datensätze verbessert werden soll?
  3. wenn man mit den Registern unzufrieden ist?

 

Hier die Antworten:

 

  1. Man muss eine neue Nummer dafür finden und diese dann in die Liste eintragen, die in der Konfigurationsdatei steht. Im Normalfall: Datei $A.CFG (die Reihenfolge der Nummern ist nicht wichtig!)
  2. Zu ändern ist die Anzeige-Parameterdatei, im Normalfall D-1.APR für DOS, D-WRTF.APR für Windows
  3. Hierfür muss man eingreifen in die Index-Parameterdatei, normalerweise  CAT.API.
Am schnellsten kommt man an diese Dateien heran, wenn man das "Administrator-Menü" benutzt: Geben Sie im Schreibfeld ein: h adm, dann erscheint e



 zuletzt aktualisiert: 22.11.2021
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