Kapitel 4
Bibliotheksdaten - Vor-
und Umfeld
Details der Ebene D8/P8
Kapitel 3 : Funktionsebene |
Die Ebene D8/P8 ist die Ebene des Entscheidungsträgers, und hier herrscht die "natürliche Intelligenz". Über die Inhalte, mit denen sich die Datenverarbeitung befassen soll, und die Leistungen, die sie erbringen soll, können ja die Computer unmöglich selbst befinden. (Sie "wollen" es auch nicht, nebenbei bemerkt.) Auf dieser Ebene werden sogenannte "Pflichtenhefte" (Anforderungskataloge) entwickelt oder mindestens "abgesegnet".
Die hier getroffenen Festlegungen sind Zielvorgaben. Die
nötigen Festlegungen auf den unteren Ebenen müssen im Prinzip
alle darauf hinauslaufen, die Ziele dieser Stufe zu erreichen. Idealerweise
stellt man sich vor, daß man ohne den riesigen Ballast des EDV-Hintergrundwissens
auf dieser Ebene Entscheidungen treffen kann, die sich nur an der Sache
orientieren, an den zu lösenden Aufgaben also. Danach würde man
die Ebene D7 angehen und dort alles so einrichten, daß die Ziele
der Ebene 8 erreicht werden. Dann würde man schauen, was man auf Ebene
D6 zu tun hat, damit auf Ebene D7 alles klappt, usw. Den gesamten Vorgang
würde man als "Top-Down-Entwurf" bezeichnen. In der Praxis gibt es
aber Sachzwänge. Nicht jedes Ziel, das man sich ohne Hintergrundwissen
auf der luftigen Höhe der Ebene D8 ausmalen mag, ist mit verfügbarer
(oder bezahlbarer) Technologie erreichbar. Es gibt sogar Zwänge, die
von der untersten Ebene D1 bis nach "hier oben" durchreichen: es wird mit
8-Bit-Codes gearbeitet, und das engt den Spielraum beim verwendbaren Zeichensatz
bereits ein. Auch kann es bei mangelnder Sachkenntnis passieren, daß
Ziele aufgestellt werden, die völlig unrealistisch sind, wie etwa:
"Der OPAC soll bei jeder Anfrage nur die wirklich relevanten Titel anzeigen."
Oder: "Tippfehler des Benutzers sollen automatisch korrigiert werden."
D8.1 Zeichenebene
D8.2 Feldebene
D8.3 Satzebene
D8.4 Datenbankebene
Darüber muß man sich noch eine Ebene D8.5
(wenn nicht gar D9) vorstellen. Dort wird große Politik gemacht.
Es muß über die Fragen der "Sozialverträglichkeit" der
Informationstechnologie, oder allgemein über "Technikfolgen" nachgedacht
werden.
Die Schnittstelle zwischen D7 und D8 kann leicht zur Reibfläche
werden. Ein Entscheidungsträger könnte z.B. ein schönes
OPAC-Pflichtenheft entwickeln, worauf dann die D7-Leute sagen: "Ja, aber
mit unseren Standards (MAB, MARC, ...) geht das nicht. Da müßten
wir ja ganz neue Strukturen erfinden, und wer soll die Daten erfassen?
Die Fremddaten nützen uns dann nichts! Das wird viel zu teuer." Dies
kann die schlichte Wahrheit sein, aber auch ein Killer-Argument aus Bequemlichkeit.
Vermutet der D8-Mensch letzteres, oder kann (will) er ersteres nicht nachvollziehen,
ist der Konflikt natürlich da.