Was sind und was sollen
Bibliothekarische Datenformate
Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe
WWW-Version mit Ergänzungen
Bernhard Eversberg
Universitätsbibliothek der TU Braunschweig 1999
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Veröffentlichungen der
Universitätsbibliothek
Braunschweig
- hrsg. von Dietmar Brandes
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Heft 9
(c) Universitätsbibliothek
der Technischen Universität Braunschweig 1994
ISBN 3-927115-21-5
Vor fünf Jahren erschien die erste zusammenfassende Darstellung über bibliothekarische Datenformate von Bernhard Eversberg. Sie war bereits nach kurzer Zeit vergriffen. Die Überarbeitung dieses Büchleins hat zwar länger gedauert als geplant, führte jedoch zu einem respektablen Handbuch, das nun auch die aktuellen Pica-Formate voll einbezieht. Mit dem Abschnitt "Konkordanz der Formate" wurde ein wichtiges und in seiner Art einmaliges Nachschlagewerk geschaffen, das die Behandlung von mehr als 370 Begriffen in den einzelnen Formaten darstellt.
Der Universitätsbibliothek ist die Weiterentwicklung und Pflege des allegro-C-Systems als zusätzliche Aufgabe übertragen. Das vorliegende Werk entstand im Zusammenhang mit Entwicklungsarbeiten an diesem Datenbanksystem.
Braunschweig, im März 1994
Die gedruckte Ausgabe dieses "Reiseführers" für die Welt der bibliothekarischen Datenformate erschien 1994. Seit einigen Jahren ist sie vergriffen und inzwischen natürlich auch teilweise veraltet. Um dem immer wieder artikulierten Bedarf abzuhelfen, zugleich aber die neuen Möglichkeiten des Mediums WWW zu nutzen, bietet diese elektronische Ausgabe
Die "Konkordanz der Formate" wurde nicht in
einen HTML-Text umgewandelt, sondern wird in wesentlich besser nutzbarer
Form, als allegro-Datenbank, zum Herunterladen angeboten. Es gibt
zwei Formen: eine Windows95-Version
mit dem neuen OPAC-Program alcarta und eine DOS-Version
mit dem älteren OPAC-Programm APAC. Die Konkordanz ist außerdem
auch in neuer Form enthalten in dem oben genannten "neuen Teil".
Die Papierausgabe kann aus Gründen der
Kosten und des Arbeitsaufwands leider nicht neu aufgelegt werden.
Braunschweig, im Januar 1999
1. Daten - Programme - Protokolle : Verschachtelte Hierarchien
2. Bibliotheksdaten - Strukturebene
3. Bibliotheksdaten - Funktionsebene
4. Bibliotheksdaten - Vor- und Umfeld
5. Bibliothekarische Datentypen
6. Grundsätze des Formatentwurfs10. Kurzporträts
12. Gesamtregister der Formate
AACR | Anglo-American Cataloguing Rules |
ASCII | American Standard Code for Information Interchange (Zeichensatz, mit dem die meisten Rechner intern arbeiten) |
AST | Ansetzungssachtitel |
BNB | British National Bibliography |
CIP | Cataloguing in Publication |
DB | Die Deutsche Bibliothek |
EBCDIC | Extended Binary-Coded Decimal Interchange Code (Zeichensatz der Großrechnerwelt) |
EROMM | European Register of Microform Masters |
EST | Einheitssachtitel |
GKD | Gemeinsame Körperschaftsdatei |
HE | Haupteintragung |
HST | Hauptsachtitel |
ISBD | International Standard Bibliographic Description |
(Norm für Reihenfolge u. Interpunktion der Titelbeschreibung; Bestandteil der RAK: §§100-196 | |
ISDS | International Serials Data Centre (Paris) |
ISO | Internationa Standards Organization |
LC | Library of Congress |
LCSH | Library of Congress Subject Headings (eine Art SWD) |
LCNA | LCNA Library of Congress Name Authorities |
MAB | Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken |
MARC | Machine-Readable Cataloging |
NAL | National Agricultural Library |
NE | Nebeneintragung |
NLM | National Library of Medicine |
NMN | Niedersächsischer Monographien-Nachweis (1977-1992) |
NZN | Niedersächsischer Zeitschriften-Nachweis (1965-1994) |
OCLC | Online Computer Library Center |
ÖB | Öffentliche Bibliothek |
OSI | Open Systems Interconnection (ISO-Normen für Protokolle) |
PND | Personennamen-Normdatei |
PST | Parallelsachtitel |
RLIN | Research Libraries Information Network |
RSWK | Regeln für den Schlagwortkatalog |
SSG | Sondersammelgebiet |
SWD | Schlagwort-Normdatei (Ansetzungen nach RSWK) |
ZDB | Zeitschriftendatenbank |
Bibliotheksdaten gehören zu den komplizierteren Dingen, mit denen es ein Computer zu tun bekommen kann. Solange die "Künstliche Intelligenz" noch in den Kinderschuhen steckt, lasten die Probleme des Umgangs mit diesen Daten natürlich auf den Menschen, die sich eigentlich mit Computerhilfe das Leben oder zumindest die Arbeit erleichtern wollen. In der Regel ist es so, daß Bibliothekare Vorgaben erarbeiten, die von Systementwicklern und Programmierern umgesetzt werden sollen. Nicht selten hat sich dann gezeigt, daß die einen ihre hergebrachten Verfahren und historisch gewachsenen Strukturen in die Computerwelt zu überführen trachten und die Fähigkeiten der Maschine nicht zutreffend einzuschätzen wissen. Die anderen wundern sich zwar gelegentlich, was die Bibliothekare wollen, haben jedoch ihrerseits schiefe Vorstellungen z.B. vom Wesen eines Kataloges und neigen oftmals zu Versuchen, ihre gleichfalls hergebrachten Konzepte den Bibliotheksproblemen überzustülpen.
Weil es nun alsbald Unmut zeitigt, wenn aus neuen Schläuchen alter Wein kredenzt wird, und ferner auf Prokrustesbetten nicht gut ruhen ist, haben alle Beteiligten in den letzten 30 Jahren viel gelernt. Freilich können wir uns heute auf Hardware stützen, die einige Zwänge früherer Tage nicht mehr kennt. So ist denn z.B. der Datenaustausch, eine Wunschvorstellung schon aus frühen Tagen der Bibliotheks-EDV, heute technisch viel leichter zu bewerkstelligen, und mächtig angeschwollen sind die Datenmassen, die man gewinnbringend ausnutzen könnte, wenn man nur etwa an die CD-ROM-Datenbanken denkt. Die nennenswerten Datenbestände liegen heute, oberflächlich betrachtet, in nur zwei Formaten vor: in Deutschland MAB (Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken), im Ausland MARC (Machine-Readable Cataloguing). Immer unangenehmer macht es sich nun aber doch bemerkbar, daß in der Vergangenheit jeder, aber auch jeder Programmentwickler, der bibliographische Daten zu verwalten hatte, eigene Konzepte und Strukturen entwickelt, erfunden und nicht selten zusammengeschustert hat. So ist denn MARC niemals gleich MARC, wenn es von verschiedenen Lieferanten kommt, und auch MAB sieht in jeder Datenbank anders aus. Manchmal drängt sich fast die Vermutung auf, vor allem bei manchen CD-Produkten, daß die Weiterverwendung der Daten absichtlich erschwert wurde. Die den Formaten zugrundeliegenden Normen (ISO 2709 / DIN 1506) werden selten präzise realisiert und bieten noch etliche Freiheitsgrade, die natürlich voll ausgeschöpft werden. Die Liste der verwendeten Datenfelder oder Kategorien enthält in jedem System einige Eigenheiten, die vom Standard abweichen.
Trotz alledem sind die Probleme auf den formalen Ebenen recht gut beherrschbar. Das allegro-Konzept z.B. ermöglicht weitreichende Umwandlungen, die jederzeit leicht und schnell abzuwandeln und anzupassen sind, und zwar ohne Programmierung. Die Formate sind nun aber letztlich nur Behältnisse, sind wie Schläuche - worauf es ankommt, ist der darin transportierte Wein. Und hier liegen die wahren Probleme: grundsätzlich nicht durch Programme zu beheben sind die Regelwerksdifferenzen und die Inhomogenitäten der Datensysteme in sich, die sich in all den Jahren angesammelt haben. Vor allem die LC-Daten, erst recht die OCLC-Daten, sind reich an Auslegungsvarianten der AACR1 und AACR2. Strebt man vollständige Umwandlung solcher Daten nach RAK-WB an, so ist sehr hoher manueller Änderungsaufwand unausweichlich. Von Sacherschließungsdaten, wohlgemerkt, ist hier noch gar nicht die Rede!
Die etwa 1988 in Gang gekommene RAK-online-Diskussion scheint jedoch allmählich einen Konsens herbeizuführen über die wirklich unumgänglichen Vereinheitlichungen und Anpassungen und die aus pragmatischer Sicht akzeptablen und in Kauf zu nehmenden Uneinheitlichkeiten. Die Bewegung in diese Richtung hat ein Kolloquium in Göttingen angestoßen [1]. Wertvoll waren dann auch die Erfahrungen bei diversen online-Katalogprojekten wie z.B. in Bielefeld, Düsseldorf, Karlsruhe, Braunschweig etc. Aus der ab 1990 entbrannten Regelwerksdiskussion entstand dann "RAK für Online-Kataloge" [2], aber es ergeben sich auch neue Anforderungen an das zu benutzende Datenformat.
Die Welt der bibliothekarischen Datenstrukturen ist heute, anders als vor 30 Jahren, weitgehend erforscht. Das Vehikel "PC" hat diese Welt weitesten Kreisen zugänglich gemacht. Man bewegt sich nunmehr auf gut erschlossenem Terrain, auf dem es nicht mehr schwer ist, sich zurechtzufinden - man braucht nur noch, wenn man sich noch nicht auskennt, so etwas wie einen Touristenführer. Diese Arbeit versucht,
Die umfänglichen Listen im zweiten Teil des Buches konnten nur mit Hilfe einer Datenbank erstellt werden: alle berücksichtigten Datenelemente wurden in einer eigens dafür angelegten allegro-Datenbank erfaßt, die auch auf einer Diskette bei der UB Braunschweig erhältlich ist. Wer sich intensiver mit der Materie auseinandersetzen will, ist gut beraten, sich diese Datenbank zuzulegen. Mehr dazu in den Vorbemerkungen zum Kapitel 10.
Konkordanz und Register (die "umfänglichen Listen im zweiten Teil") sind nicht in der gedruckten Form Bestandteil dieser WWW-Version. Statt dessen wird die Formate-Datenbank zum Herunterladen bereitgestellt, und zwar als DOS-Version und als Windows-Version mit dem neuen alcarta. Die Datenbank eröffnet einen ungleich besseren Überblick über die Formate und ist zudem weitgehend auf aktuellem Stand.
==> Kapitel 1
[2] Rak für Online-Kataloge : Vorschläge für eine Reform / Kommission des DBI für Erschließung und Katalogmanagement, EG Online-Kataloge. - Berlin : DBI, 1993. - 132 S. (Dbi-Materialien ; 124). - ISBN 3-87068-924-2.
[3] Koch, W. und K.F. Stock: Analyse bestehender Datenformate
im Bibliothekswesen, Teil 1 u. 2. - Graz: Rechenzentrum, 1971. [2. unveränd.
Aufl. 1973]